Dienstag, 24. Mai 2022

Büchner Vortrag vor der Studentenverbindung »Eugenia«


Am 24. Mai 1832 hielt Büchner in Straßburg vor der Studentenverbindung »Eugenia« einen Vortrag über die politischen Verhältnisse in Deutschland.
Besonders im Rahmen von Abenden der Studentenverbindung »Eugenia«, die Büchner als Dauergast besucht, legt er seine politischen Ansichten dar, die sich als wesentlich radikaler als diejenigen seiner Freunde und Bekannten herausstellen.

Der »Eugenia« hatte sich Büchner als „dauerhafter Gast“ („hospes perpetuus“) angeschlossen, da die Mitgliederzahl auf zwölf und auf Theologen beschränkt war.

Die »Eugenia« wurde am 21. Februar 1828 von einer Gruppe von Theologiestudenten gegründet. Dazu gehörten die Brüder August Stöber und Adolph Stöber, Ludwig Amsler (1809–nach 1870), Victor Jaeglé (1806-1871), Ludwig Bricka (1807–1828) und Eduard Lange.

Drei Tage nach dem Vortrag fand am 27. Mai 1832 das Hambacher Fest statt, bei dem rund 30.000 Menschen gegen die politischen Verhältnisse demonstrieren. Auf dem berühmten Hambacher Fest vom 27. Mai 1832 demonstrieren rund 30.000 Menschen gegen die politischen Verhältnisse .

Dienstag, 9. November 2021

Büchner in Straßburg


Im November 1831 verließ Büchner das politisch bedrückende Darmstadt, um an der Universität in Straßburg ein Medizin-Studium aufzunehmen. Am 9. November 1831, im Alter von 18 Jahren, schrieb sich Georg Büchner in die medizinische Fakultät der Universität Straßburg ein, wo er von 1831 bis 1833 vergleichende Anatomie studierte.

Dort wurde er von Verwandten mütterlicherseits – die Reuß sind seit dem 17. Jahrhundert im Elsaß ansässig – bei Anmeldung, Immatrikulation und Wohnungssuche unterstützt. Er kam bei Pfarrer Johann Jakob Jaeglé, einem entfernten Verwandten, unter, und lernte auf diese Weise dessen Tochter Wilhelmine (Minna; 1810–1880) kennen. Zwischen beiden entsteht bald eine enge Beziehung, die bald zu einer (allerdings zunächst heimlichen) Verlobung führt.

Hier zeigt sich die kolossale Macht, die der Vater auf Büchner ausgeübt haben muss: so stark ist diese Autorität verinnerlicht, dass der sonst freidenkende, ja durchaus revolutionär gesinnte, noch dazu nun im Ausland sich aufhaltende Student aus Angst vor der väterlichen Reaktion sich nicht traut, die ihm wohl am nächsten gehende menschliche Verbindung dem Elternhaus zu melden. In der Tat folgt zwei Jahre (!) später auf die offizielle Ankündigung dann auch ein heftiges Donnerwetter seitens Dr. Ernst Büchners. Wie sehr es ihm dabei nur um tyrannisches Kontrollieren geht, wird an der Tatsache deutlich, dass er nach dem Kennenlernen Wilhelmines nichts gegen die Verbindung einzuwenden hat. Es ist das eigenmächtige Handeln des Sohnes, das ihm missfällt.

In Straßburg wurde Büchners Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Fragen noch intensiver. Durch Lektüre und Diskussionen in seinem dortigen Freundeskreis, zu dem vor allem Eugène Boeckel, Wilhelm Baum, Alexis Muston, August und Adolph Stoeber sowie deren Vater Ehrenfried Stoeber, seinerzeit ein recht bekannter Literat und Publizist, gehörten, schärfte sich Büchners Blick für die Tatsache, dass die Wurzeln des Übels nicht nur in der Vorenthaltung bürgerlicher Rechte, sondern in erster Linie in der materiellen Unterdrückung des Volkes liegen. Er konnte dies besonders gut an den Folgen der französischen Juli-Revolution von 1830 beobachten, aus der sich zielstrebig eine Diktatur des Großbürgertums entwickelte.

Besonders im Rahmen von Abenden der Studentenverbindung »Eugenia«, die Büchner als Dauergast besuchte, legte er seine politischen Ansichten dar, die sich als wesentlich radikaler als diejenigen seiner Freunde und Bekannten herausstellten. Aber auch zu den französischen Linksrepublikanern knüpfte Büchner Kontakte, lernte ihre Organisationsform kennen und befasst sich mit den politischen Theorien der sogenannten utopischen Sozialisten Saint-Simon, Babeuf und Fourier.

Weblink:

Büchner Biographie

Samstag, 19. Juni 2021

Georg Büchner der Außenseiter

Georg Büchner

Als studierter Mediziner und Naturwissenschaftler, politisch engagierter Radikaler und mit dreiundzwanzig Jahren bereits habilitierter Nachwuchswissenschaftler ist Georg Büchner ein Sonderfall.

Büchner zeigt eine starke Affinität zu Außenseitern und zu Themen und Strukturen, die Ausgrenzungen und Außenseitertum zum Gegenstand haben. Büchner wird nicht zum Außenseiter aufgrund einer Tendenz, sondern wenn, dann aufgrund eines radikalen Willens zur Tendenzlosigkeit. Es gibt kaum eine Zeile von ihm, in der er sich nicht von einer Illusion trennt.

Samstag, 20. März 2021

»Woyzeck« von Georg Büchner - das erste soziale Drama der deutschen Literatur

Georg Büchner

Georg Büchner schrieb den »Woyzeck« in seinen letzten Lebensmonaten, er starb 23-jährig im Jahr 1837. Das Stück blieb ein Fragment. Mit seinem Romanfragment »Woyzeck« hat Büchner ein Jahr vor seinem Tod das erste soziale Drama der deutschen Literatur geschaffen.

Das Drama »Woyzeck« wurde von Georg Büchner als Fragment hinterlassen und erschien erst nach seinem Tode in einer überarbeiteten Fassung im Jahre 1879. In seinem Fragment gebliebenen Drama »Woyzeck« tritt an Stelle des Menschenbildes der Aufklärung nun ein Konzept, in dem der Mensch durch Triebnatur, Fremdbestimmung und gesellschaftliche Zwänge charakterisiert wird.

Das Stück handelt von dem Soldaten Franz Woyzeck, der zum Mörder wird, nachdem seine Vorgesetzten ihn ausnutzen und die Freundin ihn betrügt. Es geht um einen einfachen Soldaten, der von seinem Vorgesetzten zu medizinischen Versuchen missbraucht wird und monatelang Erbsen essen muss. Am Ende ersticht Woyzeck, der seine seelische Not nicht vermitteln kann, seine untreue Geliebte.

Der Tod führt Regie wie bei der Astronomischen Uhr am Altstädter Ring in Prag.

Georg Büchner Schulbesuch (K)

Georg Büchner

Georg Büchner

Von 1821 an besuchte der achtjährige Georg die Privat-Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt des Theologen Carl Weitershausen. Ob er schon vorher Elementarunterricht in einer Darmstädter Vorschule erhalten hatte, ist nicht bekannt. Die Schüler wurden bei Weitershausen in zahlreichen Fächern unterrichtet, darunter auch in den Fremdsprachen Französisch, Latein und Griechisch.

1825, im Alter von mittlerweile elf Jahren, wechselte er zum neuhumanistischen Pädagogium, das seit 1826 der klassische Philologe Carl Dilthey leitete, der nun zu Büchners Lateinlehrer wurde. Neben Latein lernte Büchner weiter Griechisch und Französisch.

Im Sommersemester 1830 nahm er außerdem an einem Intensivkurs in Italienisch teil. Im Geschichtsunterricht entstand 1829/1830 der Aufsatz über den „Helden-Tod der vierhundert Pforzheimer“. Zum Abschluss eines jeden Semesters gab es eine dreitägige Schulfeier. Zweimal hielt Büchner aus diesem Anlass eine Rede, davon eine am 29. September 1830 „zur Verteidigung des Kato von Utica“, eines glühenden Verfechters der römischen Republik.

Dieser hatte Selbstmord aus Liebe zur Freiheit begangen, weil die Menschen unter der Herrschaft Cäsars nach Cato nur Sklaven gewesen seien. Im Frühjahr des Jahres 1831 verließ Büchner die Schule mit einem Reifezeugnis, das ihm „gute Anlagen“ und einen „klaren und durchdringenden Verstand“ bescheinigte.

Samstag, 14. November 2020

Büchner als Schüler


Büchner hatte schon als Schüler ein scharfes politisches Bewusstsein entwickelt, das ihn auch im täglichen Leben (er trug einen 'Polen-Rock' und angeblich auch eine 'Jakobiner-Mütze') seine republikanische Haltung zeigen ließ.

Damit war er nicht der einzige: viele seiner Schulkameraden teilten Büchners Gesinnung und waren, anders als er, Mitglieder konspirativer oder zumindest oppositioneller Kreise. Davon hielt sich Büchner zunächst fern.

Nicht etwa aus Halbherzigkeit, sondern aus der Überzeugung heraus, dass die Zeit für revolutionäre Handlungen noch nicht reif sei.



Weblink:

Büchner Biographie - www.xlibris.de

Dienstag, 3. November 2020

Georg-Büchner-Preis 2020 an Elke Erb verliehen

Elke Erb

Der Lyrikerin Elke Erb wurde der »Georg-Büchner-Preis« 2020 zuerkannt. Die »Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung« begründete die Preisvergabe damit, dass es der Autorin wie keiner anderen gelinge, „die Freiheit und Wendigkeit der Gedanken in der Sprache zu verwirklichen, indem sie sie herausfordert, auslockert, präzisiert, ja korrigiert“. Für Erb sei „Poesie eine politische und höchstlebendige Erkenntnisform“. Der Preis wurde ihr am 31. Oktober 2020 in Darmstadt verliehen.

Laudator Hendrik Jackson, Schriftsteller und Übersetzer, pries Elke Erb als eine Frau voller Geistesblitze. Ihr Vorgehen sei ein "Zickzack, manchmal auch zurück, dann wieder zackig und triumphal, aber immer, selbst wenn verzwackt, doch mit der Verve präzise gesetzter Verse".

Die in Berlin lebende Autorin und Übersetzerin Elke Erb wurde am 18. Februar 1938 in Scherbach, einem kleinen Dorf in der Eifel, geboren. 1949 - in ihrem zwölften Lebensjahr - übersiedelte sie mit der Familie nach Halle in der DDR. Nach dem Studium der Germanistik, Slawistik und Pädagogik arbeitete sie als Lektorin beim Mitteldeutschen Verlag. Seit 1966 ist sie freiberuflich als Schriftstellerin und Übersetzerin vorwiegend aus dem Russischen tätig.

Das Werk von Elke Erb versammelt Lyrik, Kurzprosa, prozessuale Texte, Übersetzungen, Nachdichtungen und Herausgaben. Sie wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter dem Peter-Huchel-Preis (1988), dem Ernst-Jandl-Preis (2013), dem Mörike-Preis der Stadt Fellbach (2018) und dem Bundesverdienstkreuz 2019.

Elke Erb verfasste Lyrik, erörternde Prosa und Übersetzungen. Die letzten fünf Gedichtbände waren »Gedichte und Kommentare« (2016); »Sonnenklar« (2015); »Das Hündle kam weiter auf drein« (2013); »Meins« (2010); »Sonanz. Fünf-Minuten-Notate« (2008).